Potentiale Nutzen!

Prof. Dr. Stephan Buchhester, Konstantin Kowalski

PNP002 - Wünsche, Bedürfnisse und Ziele

Wie entstehen eigentlich Wünsche, Bedürfnisse oder Ziele? Wie kannst du deine Ziele erreichen?

14.02.2022 27 min

Zusammenfassung & Show Notes

Wir alle haben Wünsche und Bedürfnisse, wollen uns gerne etwas gönnen. Aber wie entstehen eigentlich diese Wünsche? Wir erklären Dir nicht nur warum gewisse Wünsche entstehen, sondern auch wie du Dir die richten Ziele stecken, diese erreichen und schlussendlich glücklicher werden kannst.

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Transkript

So, Stephan geht los. Ich habe dir noch einen Kaffee mitgebracht. Hey Konstantin, vielen herzlichen Dank! Oh und vom großen Kaffeehersteller mit dem verschlungenen Logo. Ja, ich dachte wir belohnen uns mal! Wir haben es genau geschafft, zweite Folge in time. Absolut. Aber warum hast du denn ausgerechnet einen Kaffee von dem Hersteller mitgebracht? Wir haben doch hier Kaffee. Hätten doch hier einen kochen können. Ich wollte irgendwie etwas Besonderes mitbringen. Ich weiß auch nicht. Zweite Episode, wir haben es nicht aufgeschoben. Es läuft nach Plan. Da dachte ich, okay, das feiern wir ein bisschen mit irgendwas Schönem. Und da dachte ich, so ein Kaffee, so ein besonderer Kaffee vielleicht auch. Na klar. Na klar. Aber das ist ja etwas, was wir ganz häufig benutzen, dass wir uns für Belohnungen, für Anstrengungen belohnen, dass wir uns irgendwas gönnen dafür und tatsächlich auch nicht rational uns etwas gönnen, sondern etwas sehr irrationales. Also alleine der Umstand, dass dieser Kaffee mehr Geld kostet, dass man dort Schlange stehen muss, macht diesen Kaffee zu etwas Besonderem. Aber ich habe mir dort auch mal einen Kaffee gekauft. Vielleicht eine kleine Geschichte am Rande. Hier steht ja so schön mein Name drauf. Hat Sie mich auch gefragt wie ist denn dein Name? Und unser Name ist ja ein ganz wichtiges Merkmal für uns. Das macht ja macht diesen Kaffeekauf ja zu etwas ganz besonderes, was ganz individuellen, weil du kaufst ja nicht einen Kaffee, du kaufst du deinen Kaffee. Außerdem bist du ja gut befreundet mit der Person hinterm Tresen. Also es ist ja keine Dienstleistung, das ist ja eigentlich ein Freundschaftsdienst der Dir erwiesen wird, weil jemand den Kaffee mit deinem Namen drauf macht und somit wird es auch zu deinen Kaffee. Sie fragte mich also, was mein Name ist. Da sagte ich drei Kreuze. Und guckt sie mich völlig entsetzt an und sagt das ist doch nicht dein Name. Und da habe ich gesagt: "Naja, es geht doch nur darum, dass sie den Kaffee dort hinten am Ende ihres Produktionsprozesses vernünftig zuordnen können. Und jetzt gucken Sie sich mal um. Was glauben Sie denn, wer sich hier noch drei Kreuze nennt?" Naja, und Sie hat tatsächlich drei Kreuze darauf gemacht, mich kopfschüttelnd angesehen und ich muss sagen, es war exakt der gleiche Kaffee drin. Nur mit drei Kreuzen. Ja aber du hättest ihr ja vielleicht den Tag versüßt, wenn du einfach mitgespielt hättest. Ich meine, das geht ja schon los, wenn du reinkommst, du wirst ja dort auch geduzt. Es ist ja auch diese mollige Atmosphäre. Es gibt diese Multispace Plätze dort irgendwie, wo du dich mit deinem Notebook noch hinsetzen kannst. Du kannst ein paar Cookies bekommen. Absolut. Aber genau das ist das Thema, worüber wir heute reden. Wie entstehen denn eigentlich Wünsche, Bedürfnis? Also das Bedürfnis, diesen Kaffee dort zu bekommen und dieses Bedürfnis dort zu verweilen, in so einer hippen Umgebung. Und wenn wir uns mal diese Bedürfnisse und Wünsche angucken, was ist denn eigentlich aus deinem Wunsch mit dem Fitnessstudio geworden? Ich habe mir die letzte Episode ja einfach selber auch angehört und ich habe so für mich eins mitgenommen. Wenn du, wenn du Dinge ändern willst, wenn du was anfangen willst, dann such dir halt auch die richtige Zielgruppe. Und ich habe mich entschieden, so zwischen in dem Fall Podcast oder Fitnessstudio. Und dann habe ich gesagt: "Okay, ich werde das Abo auslaufen lassen, ich gehe dort nicht hin." Es wird jetzt nicht meine Erfolgsgeschichte sein, dass ich da irgendwie 300 Kilo stemmen konnte. Aber ich spare eben jeden Monat Geld und widme die Zeit und die positive Energie, dem Thema hier. Was ich eine super Entscheidung finde. Und genau so entstehen auch tatsächlich Wünsche und Bedürfnisse. Also es ist ein Abwägungsprozess. Das heißt, wir versprechen uns einen Nutzen und weil wir uns einen Nutzen versprechen, vergleichen wir das dann mit dem Aufwand, den wir haben. Und je länger wir etwas dafür tun, je mehr wir dafür tun, umso höher muss dann auch der Nutzen sein, den wir davon haben. Und ein Wunsch ist quasi immer damit verbunden, dass wir einen Nutzen auch antizipieren. Wenn wir uns das mal angucken, wie so et was entsteht, dann ist das ja schon sehr, sehr früh. Also wenn man sich das mal ganz, ganz, ganz evolutionär betrachtet, dann hat ein Kind natürlich ersteinmal Bedürfnisse, Wünsche, Ziele. Die aber ja gar nicht so verkopft sind wie unsere. Dieses Kind will essen. Dieses Kind braucht Nähe, dieses Kind braucht Zuwendung. Und das sind die ersten Bedürfnisse, ersten Wünsche, die wir haben. Und relativ schnell passiert dann aber etwas ganz Fantastisches. Dass dieses Kind nämlich eine Verbindung herstellt zwischen dem, was es als angenehm empfindet, nämlich die Zuwendung, die Berührung und dass es dafür etwas tun muss. Das bedeutet, das Kind lernt relativ schnell, wenn ich lächle, wenn ich freue, wenn ich den Blickkontakt halte, dann bekomme ich ganz viel Zuwendung, von einer wie auch immer gearteten Bezugsperson. Das heißt, wir sind schon ganz, ganz früh in unserer frühkindlichsten Entwicklung in der Lage, zwischen einem reaktiven Moment und einem zielgerichteten Handeln zu unterscheiden. Noch nicht so planerisch konsequent, aber tatsächlich schon relativ gut, relativ zielgerichtet mit unserer Bedürfnisbefriedigung beschäftigt, was auch total okay ist. Ich finde das ja immer ganz interessant. Ich weiß nicht, ob du das schon mal gesehen hast, wenn man so, wenn man so durch den Park geht. Bei uns in Leipzig, Clara Zetkin Park und dann hinten ein Stück weiter der Johanna Park, da kommt ja irgendwann der große Spielplatz. Ich finde das super spannend. Ja, wenn man dort irgendwo ist und mal Geschwisterkinder beobachtet. Also wie die sich verhalten, wenn was weiß ich denn, der Kleine, der kleine Bruder wird halt gerade von der Mutti gestreichelt und gedrückt, dann ist das irgendwie ja doch fast immer so, dass dann der Große auch Aufmerksamkeit will und sich dann meistens zum Beispiel weh tut oder besonders laut redet oder einfach so aufgedreht ist. Kinder sind da glaube ich ein gutes Beispiel dafür. Absolut, denn Aufmerksamkeit ist die Ware der Zukunft. Aufmerksamkeit ist das Handelsgut der Zukunft. Das sehen wir jetzt schon, wenn wir uns diese verschiedenen sozialen Medien angucken. Wie darum gebuhlt wird, wie viel Aufmerksamkeit, wie viel Klicks, wie lange die Verweildauer ist. Aufmerksamkeit ist das Gut, weil wir diese Aufmerksamkeit dazu brauchen, um zielgerichtetes Handeln auszulösen. Also wir haben nur eine begrenzte Aufmerksamkeit. Diese wird entweder durch eigenen Willen gesteuert. Ich gucke mir sehr aufmerksam etwas an. Oder wir sagen dazu von außen gesteuert, in dem ich zum Beispiel einen Schreck bekommen, indem eine Hupe hupt und so weiter. Aber ich habe immer nur eine ganz kleine Mengen an Aufmerksamkeit. Und wenn ich eine willentliche Handlung auslösen will, bei jemand, brauche ich die Aufmerksamkeit dieser Person. Und genau das ist das, worum die Kinder in dieser Situation buhlen. Es ist also ein sozialer Vergleich. Im Sinne von: "Wie viel Aufmerksamkeit bekommt diese Person und wie viel Aufmerksamkeit bekomme ich?" Das kennt jeder, glaube ich, von uns ganz gut, wenn es um Gehaltsverhandlungen geht. Also mein Gehalt ist an sich total okay. Bis ich das Gehalt meines Kollegen erfahre. Und wenn ich eine Gehaltserhöhung von 100 oder von 50 oder von 20 Euro bekomme, ist das total okay. Bis ich höre, dass mein Kollege tatsächlich mehr bekommt. Und dieser soziale Vergleich ist oftmals der Auslöser dafür, dass wir Wünsche haben, dass wir Ziele haben, dass wir Bedürfnisse haben. Die sind nicht immer konkret. Also wir haben nicht immer einen gleichzeitig ansteigenden Nutzen. Aber es geht in erster Linie darum, dass ich mich sozial vergleiche und eine Erwartungshaltung habe. Und wenn wir an die letzte Folge denken, ging es ja genau darum, dass wenn ich mein Verhalten ändern will, ich meine Bezugsgruppe ändern muss. Das heißt, du hast deine Bezugsgruppe geändert und hast dir Podcasts angehört und hat gesagt:" Hey, ich möchte mehr Podcasts machen!" Und hast vielleicht weniger dir Personen angeguckt im Fitnessstudio. Ja, das ist ja auch manchmal ein bisschen erdrückend. Wenn man sich die ganzen Mucki-Männer so anschaut, dann schaut man an sich selbst runter und sagt:" Okay, da habe ich jetzt eh keine Chance." Genau. Und das ist so die Frage der Erreichbarkeit. Ziele müssen immer mittelschwer sein. Also am erfolgreichsten sind wir, wenn Ziele eine mittelschwere Ausprägung haben. Heißt Sie müssen schwer genug sein, damit ich stolz auf mich bin, wenn ich sie erreiche. Und Sie müssen aber auch leicht genug sein, damit ich sie erreichen kann. Wenn Sie zu leicht sind, dann kann ich nicht stolz drauf sein. Dann sage ich: "Na ja, was will ich denn da stolz sein, hätte ja jeder hinbekommen." Wenn Sie zu schwer sind, ist das Ergebnis: "War ja klar, dass ich es nicht erreiche." Wenn Sie aber eine mittelschwere Bedeutung haben, dann kann ich sagen: "Wow, ich habe es geschafft, war auch ganz schön schwer" Und ich habe auch eine realistische Chance. Und genau diesen Weg bist du ja mit deiner Entscheidung gegangen. In dem Fall war es auch der einfachere Weg, muss man ehrlicherweise sagen. Anstatt mich da durchzukämpfen durch das ganze Thema, habe ich ja sozusagen aufgegeben. Nein, du hast gewonnen, du hast nicht aufgegeben, sondern du hast verschiedene Effekte erzielt. Das einzige, was Menschen wirklich motiviert, nachhaltig motiviert, ist es, den Effekt des eigenen Handelns zu erleben. Und du hast zwei Vergleiche getroffen. Du hast dich gefragt: "Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, wenn ich ins Fitnessstudio gehe, mit meinem Verhalten, mit dem was ich gut kann, mit dem was ich kenne einen Effekt zu erzielen? Versus wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, einen Effekt zu erzielen, wenn ich einen Podcast mache." Und ich gehe mal davon aus, dass du hier wahrscheinlich mehr Spaß hast als im Fitnessstudio? Also definitiv, klar. Exakt. Und genau deshalb ist der Effekt, den du erlebst, aus dem eigenen Handel hier auch größer. Insofern hast du nicht aufgegeben, ins Fitnessstudio zu gehen, sondern hast dich für die Verhaltensweise und das Erleben entschieden, was dir einfach mehr Spaß macht und größeren Effekt erzielt. Ja, vielleicht auch so ein bisschen das Stück Quality Time. Also wo kann ich in begrenzter Zeit für mich den maximalen Nutzen rausziehen, den größten Spaß? Und vor allen Dingen auch wahrscheinlich leichter und schneller Erfolge erzielen. Ich meine, das definiert ja auch jeder anders. Wobei das leichte und schnelle Erfolge erzielen ist nicht das, was uns tatsächlich antreibt. Ist nicht das, was als zielführend ist. Wir sind es ja im Moment gewohnt, dass wir uns sehr schnell belohnen. Wir haben eine alltägliche Verfügbarkeit der Dinge und der Gedanke unser Konsumwirtschaft, der lebt ja davon, dass wir eine sehr schnelle Bedürfnisbefriedigung haben. Ich wünsche mir etwas heute und morgen bestellt und morgen ist es komischerweise auch schon da. Allerdings ist die Vorfreude ein ganz wesentlicher Aspekt unseres Nutzens und die geht dabei tatsächlich verloren. Das heißt am erfolgreichsten, am nachhaltigsten sind Wunscherfüllung, wo wir auch eine gute Vorfreude haben, die also eine Weile dauert. Wenn wir jetzt sofort uns diesen Wunsch erfüllen können, taucht sofort der nächste Wunsch auf. Das heißt, ich muss immer mehr arbeiten gehen, immer mehr dafür tun, also immer höhere Aufwände betreiben, um noch eine Bedürfnisbefriedigung zu haben. Und deshalb ist der beste Zustand ein sogenannter Belohnungsaufschub. Also, wenn wir es hinbekommen zu sagen: "Ich wünsche mir heute etwas und ich tue heute etwas und ich tue etwas vielleicht heute morgen und die nächsten Tage, um dann am Ende eines Monats, am Ende eines halben Jahres tatsächliches Ergebnis zu erzielen. Dann wird der Prozess des Tuns für uns zur Belohnung. Und wenn wir es schaffen, diesen Podcast ja ganz regelmäßig zu machen, dann wird der Prozess des Podcast-Gestaltens tatsächlich nachher die Belohnung. Ich würde aber auch ganz gern noch eine andere Dimension mit reinbringen. Beruflich ist es zumindest bei mir so, dass wenn ich jetzt an Projekte denke, die eine gewisse Laufzeit haben, das ist ja meist sehr lang. Beruflich ist es ja meist so, hat man nicht täglich die großen Erfolge, sondern man arbeitet sehr, sehr langfristig auf ein Ziel und hat dann irgendwann Abschluss und freut sich. Dem entgegen stellt man ja beispielsweise Freizeitsport. Aber du bist ja schon ein Gewinner und bist ja jeden Tag ein Gewinner. Also in dem Moment, wo ich in den Spiegel guckst, haben von einer Millionen Samenzellen es genau eine geschafft. Und das bist du. Aber das reicht jetzt nicht aus, um mir zu sagen: "Ich bin ein Gewinner!" Was mir aber jahrelang geholfen hat, ist Mannschaftssport. Also immer dann, wenn ich langfristige Ziele oder lange arbeiten musste, um um irgendwo mir etwas zu erfüllen, ein Ziel zu erreichen beruflich, war der Ausgleich Sport. Dann bin ich zweimal die Woche trainieren gegangen. Ich persönlich habe Handball gespielt und dann habe ich in jedem Training irgendwie mehrere Erfolge. Ich habe ein Tor geworfen, ich war als erster dort. Am Wochenende haben wir vielleicht sogar das Punktspiel gewonnen. Also ich glaube, das ist auch eine Mischung aus dem Ganzen. Wobei gerade bei Sport und Bewegung ja auch so körpereigene Substanzen noch eine ganz wesentliche Rolle spielen. Wir haben ja zwei große Substanzen, die sich unterscheiden bei dem Empfinden von Glück. Auf der einen Seite ist es ein Glücksgefühl, was eher beruhigend ist und auf der anderen ein Glücksgefühl nach einer Aktion, was mit Action verbunden ist. Das kann man vielleicht sich so ein bisschen vorstellen. Jeder kennt ja diesen Schokoladena utomaten mit den Schokoriegeln drin. Und dann wirft man Geld ein oder dreht sich so eine Spirale und der Schokoriegel fällt hoffentlich runter. Und dann gibt es zu diesem Moment da hält der Schokoriegel exakt an. Die Spirale hält genau an, bevor der Schokoriegel fällt. Und es ist natürlich ein Frustrationsm oment. Man hat ja investiert, man hat ja was ausgegeben, hat da ja Geld reingeworfen. Und wenn man dann rüttelt an diesem Automaten und der Schokoriegel fällt, das ist dann der Moment, wo eine ganz starke Befriedigung tatsächlich eintritt. Aber eine wir sagen dazu Dopaminärge. Weil der Stoff Dopamin heißt, also eine Bedürfnisbefriedigung durch Aktivität. Und wenn wir dann diesen Schokoriegel aufreißen und beißen da rein, dass ist dann eher eine sogenannte Serotonärge, weil der Stoff Serotonin heißt der dann ausgeschüttet wird. Das heißt, in dem Moment, wo wir in diesen Reinbeißen haben wir so ein beruhigendes Glücksgefühl. So ein schönes, angenehmes Gefühl. Und gerade im Sport ist der Körper hoch aktiv, wir haben eine ganz massive Durchblutung. Wir, wir sind quasi in einem Modus der ganz hohen Aufregung. Und dann sind es genau drei Aspekte, die diesen, diesen Belohnungseffekt im Sport ausmachen. Nämlich zum einen wieder der Vergleich mit der Gruppe. Du bist in einer Gruppe von Menschen, die offensichtlich die gleiche Zielstellung haben wie du. Die wollen Spaß, die wollen sich bewegen. Ihr habt irgendwie das gleiche Spiel. Stell dir einfach mal vor, während du Handball spielst, würde irgendeiner anfangen Eishockey Klamotten anzuziehen. Das würde Dich wahrscheinlich ziemlich wundern? Die Irritation wäre dann größer als der Spaß. Und das sind also Menschen, die dich umgeben, die tatsächlich die gleichen Klamotten anhaben, vielleicht die gleichen Trikots, also die Zugehörigkeit. Wir sind ein Team, wir sind eine Mannschaft, wir sind eine Horde. Und das ist der eine Aspekt, der dieses Glücksgefühl auslöst. Der zweite Aspekt ist tatsächlich die gleiche zielgerichtete Handlung. Also Ihr tut dasselbe und dasselbe tun ist ein so bedeutsamer Moment der Ähnlichkeit, dass man auch da tatsächlich allein durch diesen Umstand schon Glücksgefühle hat. Und das dritte ist natürlich, dass per Definition ja festgelegt ist, was in diesem Spiel ein Erfolg ist. Also ein Tor werfen. Das bedeutet, dieses Tor zu werfen, das ist das Glücksgefühl. Für den Torwart in seiner Rolle ist ein Tor reingeworfen zu bekommen ja kein Glücksgefühl, sondern genau diesen Wurf abzuwehren. Das heißt, du hast eine Rolle und die Rollenerfüllung das erzeugt dann das Glücksgefühl. Und wir wissen aus guten Untersuchungen, dass Menschen viel zufriedener sind und viel mehr Glück erfahren, wenn sie gut in ihrer Rolle sind und dieses auch gespiegelt bekommen. Viel, viel besser, als wenn sie irgendwelchen Zielen nacheifern, die nicht zu Ihrer Rolle gehören. Ja, aber dann gib mir doch mal einen Tip! Das ist ja dann wirklich die zentrale Frage: "Wie kann ich denn glücklicher werden?" Klar! Das erste, was du tun musst, ist dir die Frage zu stellen: "Was ist denn Glück für mich kleinteilig? Also was ist denn der schöne Moment des Tages?" Und da gebe ich Dir gerne mal so ein ganz einfaches Instrument, das wir benutzen. Das nennt sich das Fünf Finger Feedback. Das heißt, wenn wir uns den Daumen angucken und den Daumen benutzen wir im Sinne von Wow, top, was ist richtig gut geworden. Der Zeigefinger heißt für uns so viel wie: "Oh oh, der pädagogische Zeigefinger, worauf muss ich achten?" Der Stinkefinger, der heißt: "Was war immer richtig mies am Tag." Der Ringfinger bedeutet: "Was hat mich emotional berührt?" Und der kleine Finger heißt: "Was ist zu kurz gekommen?" Und wenn du dir jeden Tag mit dieser ganz einfachen Methodik den Tag einfach nochmal Revue passieren lässt, werden zwei Effekte eintreten. Erstens Du stellst fest, dass jeder Tag von Glücksmomenten und von weniger glücklichen, von weniger schönen Momenten begleitet wird. Das heißt, an jedem Tag etwas Glück zu haben und an jedem Tag auch etwas zu finden was vielleicht zu kurz kommt, ist ein natürlicher Zustand. Und Glück wird damit Teil deines Tages. Du musst es nur suchen, du musst nur die Augen aufmachen. Glück darf kein abstraktes Werk sein. Irgendwas, was am Ende einer Woche, am Ende eines Monats irgendwie steht. Oder so Dinge wie Lebenszufrieden sein. Wann misst man denn das? Mitten im Leben? Am Ende des Lebens? Und wir müssen also Glück zerteilen, müssen Glück zerlegen in fassbare kleine Einheiten. Und dann wird uns auch gelingen, in jeder Situation des Tages tatsächlich Glück zu empfinden. Als du dich entschieden hast das Fitnessstudio, Fitnessstudio sein zu lassen und den Podcast zu machen, da war das ein Glücksmoment für dich. Ja, auf jeden Fall! Zum einen ist der finanzielle Rahmen wieder weiter geworden, zum anderen ist die Last weggefallen, des schlechten Gewissens. Zu sagen: "Okay. Eigentlich sollte ich mal gehen, denn ich habe mich ja entschieden, das zu tun." Das ist jetzt wirklich toll. Das ist weg. Ich gehöre nicht mehr zum Club, der der "Fitten" sozusagen. Also ich muss mir da nicht eingestehen: "Okay, du bist schon wieder nicht hingegangen." Definitiv. Absolut. Und jetzt hast du vorhin so schön gesagt: "Wow ich spare Geld." Was ja auch skurril ist, weil wenn du am Anfang das Abo nicht abgeschlossen hättest, hättest du das Geld garnicht ausgegeben. Aber es ist natürlich viel schöner, jetzt festzustellen, dass du Geld sparst, statt rational festzustellen, dass du endlich das Geld nicht zusätzlich ausgibt für etwas, was du nicht benutzt. Das heißt, du gewinnst etwas, du gewinnst etwas dadurch, dass du erst ein Abo abgeschlossen hast, dessen Geld du jetzt sparen kannst. Ja, definitiv. Und es ist sicherlich auch ein Stück weit jetzt die Erfahrung zu sagen: "Ok, ich muss mir halt die Zielgruppe anders wählen." Vielleicht auch einfach länger drüber nachdenken. Also welcher Herde schließe ich mich an und warum mache ich das am Ende? Und woran erkenne ich die Herde, der ich mich anschließen möchte? Also wer gehört dazu? Was sind die Merkmale? Was kann ich tun? Und da sind wir wieder bei diesem Effekt. Was kann ich tun, um zu einer Herde zu gehören? Was kann ich vielleicht selber tun, damit andere den Bedarf haben, zu meiner Herde zu gehören? Ja, und vielleicht auch die Frage muss ich überhaupt? Ja, tatsächlich wir müssen zu einer Herde gehören. Denn das, was uns als Mensch wirklich auch vorangebracht hat, ist das miteinander interagieren. Sind die Synergien. Das heißt, miteinander in den Kontakt zu treten, scheint so etwas wie ein elementarer Wunsch des Menschen zu sein. Welcher Herde gehörst du denn sonst noch? Zum Beispiel zur Herde der Hundebesitzer. Absolut. Und was macht dich denn da glücklich in dieser Herde? Was hast du eigentlich für Hunde? Ich habe drei Stück. Ich habe einen Podenco, i ch habe einen Mopsmischling und eine französische Bulldogge. Also ist schon ein bisschen mehr wahrscheinlich als beim Durchschnittshundebesitzer. Was macht mich da glücklich? Weniger. Am Anfang war das so das Dazugehören, auf die Hundewiese gehen, mit dem Welpen, mit anderen Hundebesitzern in den Austausch gehen. Mit drei Hunden, mittlerweile habe ich mein eigenes Rudel und was mich da definitiv mit Glück erfüllt ist die Ruhe mit den Hunden beim spazieren gehen. Ich möchte nicht mehr auf eine Hundewiese gehen, mir die Probleme anderer Hundehalter anhören, oder oder. Das kennen wir ja auch alle. Der macht eigentlich nichts. Normalerweise kann er die Tricks, es klappt bloß jetzt gerade nicht. Die Phase habe ich auch durchlebt. Die ist hinter mir. Ich glaube, jetzt genieße ich einfach so zu sagen, die Zeit mit den Hunden und vielleicht auch das Gefühl, dass das ich einer von ganz Vielen bin die so was Tolles erleben können. Also da hast du zwei ganz wichtige Punkte angesprochen. Zum einen der Leistungsdruck ist weg. Du musst deinem Hund keine Tricks beibringen, denn diese Hunde lieben dich auch, wenn sie nicht mit dir auf der Hundewiese irgendwelche Tricks vorführen. Die Tricks, machst du ja nicht für die Hunde, die machst du ja für dich. Na ja, wobei ich würde fast behaupten die macht man für die Anderen. Das ist ja so eine gesellschaftliche Erwartung zu sagen: "Hey, zeig mal, was der kann!" Der muss jetzt Sitz machen, der muss jetzt Platz machen, was selbstverständlich ist, dass er das sollte. Aber eben halt nicht, damit es Anderen gefällt. Na klar, du brauchst das mit einer gewissen Hörigkeit, dass du sagst: "Okay, ich kann den Hund kontrollieren. Gerade in einer Stadt, gerade in einem Park, wo Kinder sind, wo andere Menschen sind, geht es ja auch darum, den Hund unter Kontrolle zu haben." Und ja, du hast völlig recht. Du tust vieles davon für die Anderen, ausgenommen jetzt natürlich tatsächlich, wenn es um das Arbeiten mit den Hunden geht. Das du sagst, dass Führich sein, also das gelehrig sein oder bestimmte Hunderassen, die auch bestimmte mentale kognitive Auslastung brauchen. Da tust du das natürlich auch für den Hund, aber das kannst du auch überall dort tun, wo keine anderen Menschen sind. Mir fällt das besonders häufig auf, wenn so Menschen mit kleinen Hunden kommen, die sie eben nicht so unter Kontrolle haben. Und diese kleinen Hund zerren so unglaublich an der Leine und bellen. So ganz, ganz, ganz, ganz massiv. Was mir immer auffällt ist, dass die Menschen ganze Sätze zu den Hunden sagen. Sie sagen dann nicht so was wie: "Aus!" oder "Komm her!" Sondern so was wie: "Der tut dir doch nichts. Nun komm doch mal her, du musst den doch nicht anbellen." Und da wird mir dann sehr klar, dass die Person das nicht zu dem Hund sagt, sondern mir eigentlich versucht zu sagen: "Guck mal, wie sehr ich darauf achte, dass dieser Hund nicht bellt." Ja oder durch die Blume zu sagen: "Du brauchst keine Angst haben, da beißt dich nicht. Aber ich trau mich nicht, dir das ins Gesicht zu sagen." Und das ist eben genau diese Frage: "Welcher Wunsch entsteht bei dieser Person? ". Und bei dieser Person entsteht ja nicht der Wunsch, diesen Hund besser zu erziehen, sondern bei dieser Person ist der Wunsch, mir etwas darüber mitzuteilen, wie ihr Umgang mit dem Hund ist. Und zwar unabhängig von dem, was ich ja tatsächlich eigentlich schon sehe, dass der Hund nähmlich nicht erzogen ist, weil er quasi an der Leine zerrt, kläfft oder ähnliches. Aber das ist ja nicht das was, was der Hundehalter sozusagen sich wünscht, was du empfindest. Er will ja ganz eigentlich was ganz anderes. Was will denn der? Der will ja eigentlich, dass du wahrnimmst, wie engagiert er ist. Absolut, genau. Er will bei mir etwas über sein Engagement, also Bild über sein Engagement erzeugen. Aber er will auf keinen Fall tatsächlich den Hund in dieser Situation steuern oder korrigieren. Aber jetzt sind wir schon bei einem ganz, ganz anderen Thema mit den Hunden, nämlich was mich ja noch interessiert. Was wünschst du dir denn jetzt tatsächlich? So als übergeordnetes Ziel, vielleicht so innerhalb einer Woche, einem Monat, einem halben Jahre. Was sind denn so Wünsche, die für dich wichtig sind. In Bezug auf die Hunde oder generell? Dafür, dass du das Gefühl hast, lebenszufrieden zu sein. Ja, es ist glaube ich eine Frage, die ich gar nicht so direkt aus der Hüfte beantworten kann, weil es gibt einfach so viele Dinge, an denen man ja Glück festmachen kann. Das eine ist natürlich, Zeit zu haben und nicht gehetzt oder getrieben zu sein. Auf der anderen Seite wünsche ich mir natürlich auch, engagiert in irgendwelchen Projekten und Themen tätig zu sein. Wo man ja auch die Hektik und den Druck so ein bisschen braucht. Mag. Vielleicht auch um zu sagen: "Okay, ich habe da bestanden." Schlussendlich ist das glaube ich gar nicht viel. Ich glaube wirklich Zeit, Zeit für Dinge zu haben, die mir Spaß machen. Ohne immer auf die Uhr gucken zu müssen. Zu sagen: "Wie viel Zeit habe ich noch, um das zu genießen, weil irgendein nächster Termin kommt oder irgendwas anderes?" Dinge tun, die einem Spaß machen und einfach mal die Uhr liegen lassen, das Handy ausmachen, nicht angerufen werden und das zu genießen. Ich glaube, das ist das, was mich aktuell glücklich macht. Schön. Ich denke auch, dass ist ein gutes Schlusswort, denn die Uhr ist fast abgelaufen. Dann sollten wir jetzt das Handy beiseitelegen, die Uhr ausmachen und uns mal ausfaden aus dem Podcast.